1. Welche Vor- und Nachteile haben Anleihen?
2. Welche Anleihen-Arten gibt es?
3. Wer gibt Anleihen heraus
4. Warum haben Anleihen unterschiedliche Laufzeiten?
Staaten, Länder oder auch Unternehmen geben am Rentenmarkt Papiere aus, um sich mittel- bis langfristig Kapital zu beschaffen. Diese Papiere werden als Anleihen, Pfandbriefe, Obligationen oder Schuldverschreibungen bezeichnet. Durch den Kauf der Anleihe wird der Käufer automatisch zum Gläubiger und der Emittent zum Schuldner, der die Rückzahlung sowie die Verzinsung gewährleistet. Die Forderung, die der Gläubiger gegenüber dem Schuldner hat, wird in einer Anleihenurkunde verbrieft. Dabei verbrieft der Mantel dieser Urkunde das Forderungsrecht und der Bogen besteht aus Kupons, die Zinsen geltend machen. In einer Anleihe ist das Recht auf Verzinsung in Höhe des Kupons, das Recht auf Rückzahlung zum Nennwert als auch die vorrangige Rückzahlung gegenüber den Aktionären im Insolvenzfall verbrieft. Stimm- oder Teilhaberrechte werden mit dem Kauf von Anleihen nicht erworben.
Anleihen bringen Anleger einen festen Zinsertrag, der im Vorhinein festgelegt wird. Dieser wird in Prozenten des Nennwertes ausgedrückt. Alle sechs Monate oder auch einmal jährlich erhalten die Anleger diese Zinsen ausgezahlt, weshalb Anleihen auch als festverzinsliche Renten bzw. Wertpapiere bezeichnet werden.
Eine Anleihe ist für den Emittenten eine Alternative zum herkömmlichen Bankkredit. Der Vorteil liegt darin, dass Liquidität beschafft wird, ohne dass hierfür zusätzliche Sicherheiten bereitgestellt werden müssen.
Bei festverzinslichen Anleihen bleibt die Verzinsung während der gesamten Laufzeit konstant. Hingegen wird die Verzinsung bei variabel verzinslichen Anleihen (Floatern) in bestimmten Zeitabständen angepasst. Am Ende der Laufzeit zahlt der Emittent den Gläubigern den entsprechenden investierten Betrag wieder zurück. Es kann allerdings zu Kursschwankungen kommen, da sich Anleihen über den Kurs der aktuellen Entwicklung der Zinsen am Markt anpasst.
Ein Unterschied zu Aktien ist auch, dass Anleihen nicht in einer Währung gehandelt werden, sondern nur in Prozent. Anleger kaufen also keine Stückzahl an Aktien, sondern einen bestimmten Nominalbetrag. Der Kurs wird in Prozent gezahlt.
Mithilfe von Anleihen erhalten Anleger regelmäßig Zinszahlungen. Zudem haben Anleger die Chance auf Kursgewinne. Während der Laufzeit können Anleger eine Anleihe zu einem höheren Kurs als zum Kaufkurs verkaufen, umso die positive Differenz als Gewinn zu kassieren. Bei ausländischen Anleihen kommen je nach Entwicklung des entsprechenden Devisenkurses auch noch Währungsgewinne hinzu.
Von Nachteil ist, dass die Rendite-Chancen auf die Kursgewinne und den Zinskupon beschränkt sind und keine Gewinne darüber hinaus möglich sind. Außerdem besitzt der Anleger bei Unternehmensanleihen keinerlei Stimmrecht. Hinzu kommt, dass Anleihen nicht risikolos sind. Während der Laufzeit der Anleihen kann es zu Kursverlusten kommen. Auch ein Bonitätsrisiko des Emittenten ist möglich. Zudem wird der Kurs der Anleihe auch durch den Verlauf der Inflation beeinflusst.
Ein weiterer Nachteil ist, dass Anleihen-Anleger steuerlich benachteiligt werden. Alle Zinseinnahmen unterliegen nach Ausschöpfung des Sparerfreibetrages der Einkommenssteuer und die Dividenden werden lediglich nach dem sogenannten Halbeinkünfteverfahren steuerlich veranlagt. Unter dem Strich bleibt mehr übrig als bei der Versteuerung der Zinseinnahmen.
Des Weiteren gibt es bei Anleihen auch ein Kündigungsrisiko und Auslösungsrisiko. So gibt es Anleihen, bei denen eine Auslosung der Tilgung oder ein Schuldnerkündigungsrecht vereinbart wird. Sollte der Emittent dieses Recht in Anspruch nehmen, so bekommen die Anleger vor dem Ende der Laufzeit ihr Kapital zum Nennwert zurück.
Die klassischen Anleihen sind Standard-Anleihen (Straight-Bonds oder Festverzinsanleihen), die den Anlegern eine feste Verzinsung über die Laufzeit bieten. Daneben gibt es mittlerweile eine Vielzahl an verschiedenen Anleihen-Arten. Hierzu gehören unter anderem:
Anleihen werden von Ländern, Staaten oder auch Gemeinden herausgegeben, die für verschiedene Projekte Kapital benötigen. Zur Finanzierung des Kapitalbedarfs werden dann an die am Kapitalmarkt zur Verfügung stehenden Instrumente genutzt. Hierzu zählen öffentliche Anleihen des Bundes sowie auch Anleihen aus dem Sondervermögen, wie zum Beispiel der Deutschen Bahn AG oder der Bundesländer. Neben den Bundesanleihen, die eine Laufzeit zwischen 10 und 30 Jahre haben, begibt der Bund auch Bundesobligationen mit einer Laufzeit von ungefähr 5 Jahren, Bundesschatzanweisungen mit einer Laufzeit von ungefähr 2 Jahren sowie Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze. Jedoch werden Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze nicht an der Börse gehandelt.
Neben dem Staat nutzen natürlich auch weitere Institutionen den Kapitalmarkt, um einen Kredit aufzunehmen. Hierzu gehören zum Beispiel Hypothekenbanken, Landesbanken, Banken und Sparkassen, Industrieunternehmen oder Kreditanstalten. Ebenso gibt es ausländische Emittenten.
Anleihen können von den Anlegern jederzeit an der Börse gekauft oder verkauft werden, und zwar zum jeweiligen Kurswert. In den meisten Ländern müssen Anleihen nicht an der Börse gehandelt werden, weshalb sie also nicht börsenpflichtig sind. Hier findet also nur ein geringer Teil des Anleihenhandels über die Börsen statt. Werden Anleihen an der Börse gehandelt, ist die Kursbestimmung der Anleihen unbedeutend. Im Vergleich zum direkten Handel zwischen Banken (OTC-Handel) sind sie gering. Nach der Erteilung des Auftrages kauft die Bank meist die Anleihen im Telefonhandel oder gibt sie aus dem eigenen Bestand weiter an die Käufer. Gerade in den vergangenen Jahren haben sich bei zahlreichen Anleihearten elektronische Handelssysteme durchgesetzt. Der meiste Umsatz wird bei europäischen liquiden Staatsanleihen nicht mehr über das Telefon getätigt, sondern mithilfe von elektronischen Handelsplattformen wie Eurex Bonds, Bloomberg Bond-Trading, Bondvision oder Tradeweb.
Die Kursstellung der Rentenpapiere erfolgt in Prozent. Deshalb ist es sinnvoll, dass der Anleger beim Kauf oder Verkauf den Nominalwert der Anleihe in der jeweiligen Währung angibt. Anleger sollten darauf achten, dass der Nominalbetrag auch der vorhandenen Stückelung entspricht. Üblich sind Stückelungen von 100, 500 und 1.000 Euro.
Wer festverzinsliche Wertpapier kaufen möchte, muss dies bei der Bundeswertpapierverwaltung – kurz BWpV) – in Bad Homburg tun. Anleger können hier Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze, Bundesobligationen und Anleihen kostenlos verwalten lassen. Eine Voraussetzung ist jedoch ein Schuldenbuchkonto, das Anleger eröffnen müssen. Nach der Eröffnung des Kontos können dann Bundeswertpapier geordert und deponiert werden.
Anleihen werden stets durch Merkmale, Kennzahlen und Stammdaten definiert:
Zu den wichtigsten Merkmalen gehören:
Zu den wichtigsten Kennzahlen gehören:
Zu den wichtigsten Stammdaten gehören:
Es existieren viele unterschiedliche Gründe, warum es Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten gibt. Der Emittent wählt je nach Kreditbedarf die Laufzeit der Anleihe aus und richtet sich dabei an den gängigen Laufzeiteinteilungen. Ein anderer Grund könnte sein, dass der Emittent die Anleihenausgabe strategisch einsetzt. Wenn der Emittent glaubt, dass sich der Marktzins auf einem niedrigen Niveau befindet, versucht er, sich langfristig über den Kapitalmarkt günstig zu finanzieren. Liegt das Marktzinsniveau hingegen sehr weit oben und geht der Emittent von sinkenden Zinsen aus, so wird er sich bemühen, die Laufzeit kurz zu wählen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann er die Kreditmittelaufnahme wesentlich günstiger gestalten.
Darüber hinaus können Anleihen auch nach ihrer jeweiligen Laufzeit entsprechend eingeteilt werden. folgende Laufzeiteinteilungen haben sich in der vergangenen Zeit durchgesetzt:
Ein Zusammenhang findet sich aber auch zwischen dem Zins der Anleihe und der Restlaufzeit. Hier geht es um die sogenannte Zinskurve. Diese zeigt an, dass die Anleihe bei einer längeren Laufzeit auch eine höhere Rendite einbringt als bei einer kürzeren Laufzeit. Somit wird also in der Zinskurve der Renditeverlauf der einzelnen Anleihetypen entsprechend widergegeben.
Von Experten werden Anleihen auch noch je nach Länge der Laufzeit in die Gruppe Geldmarktpapiere oder Kapitalmarktpapiere eingeteilt. Dabei geht die Laufzeit bei Geldmarktpapieren nicht über vier Jahre hinaus. Deshalb handelt es sich hierbei um kurzfristige Anleihen. Hierzu gehören Wechsel, Schecks, Banknoten und unverzinsliche Schatzanweisungen. Kapitalmarktpapiere haben hingegen eine längere Laufzeit oder besitzen gar keine Begrenzung der Laufzeit. Sie dienen als Kapitalanlage und verbriefen den Anlegern einen Anspruch auf Zinserträge über einen längeren Zeitraum. Hierunter fallen Anleihen, Hypotheken und Grundschuldbriefe.
Wie Aktien, Zertifikate oder Optionsscheine werden auch Anleihen notiert und unterliegen somit ähnlichen Kursschwankungen. Die Kurse von Anleihen werden aber anders als bei Aktien in Deutschland nur in Prozent notiert, der sich auf den Nominalwert einer Anleihe bezieht. Der Börsenkurs einer Anleihe unterliegt tatsächlich verschiedenen Einflussfaktoren, wie beispielsweise der Entwicklung der Marktzinsen, der Bonität des Emittenten, der Laufzeit oder des Nominalzinses. Bei Fremd- und Doppelwährungsanleihen spielt zudem der Wechselkurs noch eine wichtige Rolle.
Experten arbeiten mit der folgenden Faustregel: Sollte das Niveau des Kapitalmarktzinses steigen, sinken auch die Kurse der Anleihen. Die Nachfrage nach Anleihen lässt nach, denn die neu emittierten Anleihen besitzen einen hohen Nominalzins und sind deshalb für Anleger lukrativer. Andererseits steigen die Kurse der Anleihen, wenn die Kapitalmarktzinsen fallen.
Sollten Anleihen desselben Emittenten einen identischen Zinskupon aufweisen und ein unterschiedliches Kursniveau, kann dies an den verschiedenen Restlaufzeiten liegen. Denn je näher sich die Anleihe dem Ablaufzeitpunkt nähert, desto mehr gleicht der Börsenkur dem Rückzahlungsbetrag (Nennwert) der Anleihe an.
Neben dem Kursrisiko und dem Zinsrisiko besteht zudem die Gefahr, dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann und weder die Zinsen noch das geliehene Kapital zurückzahlen kann. Kommt es zu Abstufungen im Rating, Gerüchten oder zu tatsächlichen Zahlungsausfällen, kann dies zu enormen Kurseinbußen führen. Hingegen steigen die Kurse der Anleihen, wenn sich die Kreditwürdigkeit der Emittenten verbessert.