1. Welche Risiken bestehen beim Handel mit Optionsscheinen?
2. Welche Optionsscheine gibt es?
3. Unterschied zwischen dem amerikanischen und europäischen Optionsrecht
4. Wie wird der Preis eines Optionsscheines berechnet?
5. Wo können Optionsscheine gekauft werden?
Anleger können mit Optionsscheinen auf steigende und fallende Kurse einer Währung, einer Aktie oder eines Index spekulieren. Mit einem geringen Kapitaleinsatz können Anleger hier bereits hohe Gewinne erwirtschaften. Doch der Handel mit Optionsscheinen bietet noch weitere Vorteile. Dank der vielfältigen Konstruktionen bei Optionsscheinen können Trader von jeder Marktentwicklung partizipieren, und zwar nicht nur in Aufwärts- und Abwärtsphasen, sondern auch wenig lukrativen Seitwärtsphasen. Denn die Emittenten haben für nur jedes erdenkliche Marktszenario auch ein geeignetes Instrument entwickelt. Anleger können hier nicht nur Geld verdienen. Vielmehr haben die Anleger die Chance, die Chance-/Risiko-Strukturen ihres Depots optimal anzupassen. Um hier jedoch wirklich erfolgreich zu sein, müssen Trader die Marktlage richtig einschätzen können.
Häufig wird bei der Arbeit mit Optionsscheinen ein wichtiger Aspekt vernachlässigt, und zwar die Absicherung des Depots gegen mögliche Abwärtsrisiken der Kapitalmärkte. Um die fallenden Aktienkurse des Depots aufzufangen, müssen gut überlegte Verkaufs-Stops (Stop-Loss) sowie Verkaufs-Optionsscheine (Puts) gesetzt werden. Wenn sich der Trader zum Beispiel aus steuerlichen Gründen von einigen Werten trennen möchte, so kann er seine Aktien durch Verkaufs-Optionsscheine (Put) sehr gut gegen Verluste schützen. Bei diesem Vorgang handelt es sich um das sogenannte Heding, bei dem sich der Put wie eine Versicherung auswirkt. Sollte der Kurs der Aktie fallen, so steigt der Put. Beide Bewegungen heben sich dann im Idealfall gegeneinander auf und der Trader verliert trotz der sinkenden Aktienkurse kein Geld. Trader, die mit ausländischen Aktien handeln, können mithilfe von Quantity-Adjusting-Options zusätzlich ihr Währungsrisiko senken.
Der Handel mit Optionsscheinen ist nicht einfach. Häufig geht der Handel mit Optionsscheinen mit vielen Niederlagen einher und Trader brauchen Jahre, um sich das notwendige Wissen anzueignen. Wer sich jedoch die Mühe macht und sich intensiv einarbeitet, wird schon bald Erfolge sehen. Wichtig ist, dass Trader das Risiko im Auge behalten. Folgende Faktoren sollten hier beachtet werden:
Neben den Standard-Optionsscheinen (Plain Vanilla Optionsscheine) existieren viele verschiedene Optionsscheinvarianten, mit denen Trader auf bestimmte Marktsituationen (z. B. Seitwärtsphasen) reagieren können. Jedoch sind Optionsscheine mehr eine kleine Nische, die von vielen Anlegern nicht beachtet werden. Weit verbreitet sind die folgenden Optionsscheine:
Mit diesen Optionsscheinen können Anleger Geld verdienen, wenn sich die Märkte seitwärts bewegen. Über die Optionsscheine erwirbt der Anleger das Recht auf die Zahlung eines bestimmten Betrages je Börsentag während der Laufzeit, an dem sich der Kurs des Basiswertes in einer festgelegten Handelszone bewegt. Diese Zone wird im Vorfeld festgelegt. Zu unterscheiden sind zwei Arten von Bandbreiten-Optionsscheinen. Bei der ersten Art erhält der Anleger jeden Tag eine Gutschrift, wenn sich der Kurs des Basiswertes in der festgelegten Zone bewegt. Bewegt sich der Kurs des Basiswertes hingegen ober- oder unterhalb dieser Zone, erfolgt keine Gutschrift. Bei der zweiten Optionsart wird der tägliche Anrechnungsbetrag abgezogen, sobald der Kurs des Basiswertes die Zone über- oder unterschreitet. Der Wert des Optionsscheins errechnet sich dann nicht aus dem täglichen Additionsbetrag, sondern mit dem abgezinsten Erwartungswert.
Ein Digital-Optionsschein hat lediglich zwei Auszahlungsmöglichkeiten, und zwar entweder ein Festbetrag oder Null. Das Emissionshaus zahlt für den Optionsschein mit dem europäischen Optionsrecht einen Festbetrag aus, sobald der Kurs des Basiswertes am Ausübungstag den Basiskurs über- oder unterschreitet (Call/Put). Nach dem amerikanischen Optionsrecht findet die Auszahlung statt, wenn der Basiskurs während der Laufzeit erreicht wird. Dementsprechend kommen diese Optionsscheine schon eher einer Wette nahe.
Power-Optionsscheine gibt es nur noch selten. Bei dieser Variante zahlt der Emittent am Tag der Ausübung die quadrierte positive Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und dem Basiskurs aus. Wenn jedoch beim Power-Call oder Put der Basiswert am Tag der Ausübung unter/über dem Basiskurs liegt, verfällt der Optionsschein wertlos. Die Banken geben diese Art der Optionsscheine in der Regel nur auf Indizes oder Währungen aus.
Bei diesen Optionsscheinen werden Schwellenkurse (Barriere) festgelegt, die vom Basiskurs erreicht werden müssen (Knock- in- und Knock-out-Optionen). Sehr bekannt ist der Turbo-Optionsschein. Solange der Barrier-Optionsschein die Knock-in- oder Knock-out-Schwelle nicht berührt, kann der innere Wert des Optionsscheins mit einem Standard-Optionsschein verglichen werden.
Die Banken haben Anlageprodukte entwickelt, um das Sicherheitsbedürfnis der Anleger zu befriedigen. Hier kommen die Ladder-Optionsscheine ins Spiel. Erreicht der Kurs des Basiswertes eine vorab bestimmte Kursgrenze, so wird der bis dahin erzielte Wert fixiert. Gleichzeitig wird der Basiskurs dem erreichten Kursniveau entsprechend angepasst. Anleger sind dann bei einem Ladder-Kauf-Optionsschein vor einem plötzlichen Einbruch der Kurse geschützt. Wenn der Anleger mit einem Ladder-Verkaufsoptionsschein auf fallende Kurse spekuliert, verhindert diese Fixierung einen Verlust, wenn der Kurs plötzlich ansteigt. In der Regel wird durch einen Höchstkurs (Cap) der maximal erzielbare Gewinn begrenzt.
Quantity-Adjusting-Optionen schalten den Einfluss einer Währung aus. Zu Beginn der Laufzeit des Optionsscheines wird der Wechselkurs von den Emissionshäusern fixiert. Anleger sind dann vor dem Risiko der fallenden oder steigenden Währung entsprechend geschützt. Oftmals finden sich Quanto-Konstruktionen bei Optionsscheinen auf verschiedene Rohstoffe, wie zum Beispiel Gold oder Platin oder auch Indizes der Schwellenländer (Emerging Marktes), deren Wertentwicklung oftmals unter enorm schwankungsfreudigen Währungen leiden. Zu beachten ist aber, dass es die Währungsabsicherung nicht umsonst gibt. So sind die Preise dieser Optionsscheine höher als bei Standard-Optionsscheinen.
Standard-Optionsscheine werden mit einem Recht ausgestattet. Eine bestimmte Anzahl an Anleihen, Aktien, Rohstoffen oder Währungen können dann innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu einem bestimmten Preis gekauft oder verkauft werden. Es handelt sich hier also um das sogenannte Optionsrecht. Jedoch ist die Wahrnehmung dieses Rechts immer abhängig vom Ausübungspreis, mit dem der Optionsschein ausgestattet ist. Somit kann es bei zwei Optionsscheinen mit dem gleichen Basispreis sowie einer identischen Laufzeit zu deutlichen Abweichungen der Kurse kommen. Auch das Ausübungsrecht fällt dann unterschiedlich aus.
Wenn der Optionsschein ein amerikanisches Optionsrecht beinhaltet, können Anleger theoretisch das Recht innerhalb der Laufzeit immer wahrnehmen, was den höheren Preis des Optionsscheins rechtfertigt. Der Optionsschein, der vom Emittenten mit dem europäischen Optionsrecht ausgestattet worden ist, kann vom Anleger nur zu einem bestimmten Termin (Fälligkeitstag) ausgeübt werden. Der Anleger ist dann also in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt, was wiederum den geringeren Preis rechtfertigt.
Der Großteil der Optionsscheine wird mit dem amerikanischen Optionsrecht ausgestattet. Dagegen werden an der Terminbörse EUREX Optionsscheine mit beiden Rechten gehandelt. Während die DAX-Option lediglich am Laufzeitende ausgeübt werden kann aufgrund des europäischen Optionsrechts, ist eine Option auf den Bund-Future durch das amerikanische Optionsrecht auf Einzelaktien oder zehnjährige Anliehen bis zum Fälligkeitstag wahrnehmbar. Ob und das amerikanische oder europäische Ausübungsrecht angewandt wird, ist für den Anleger nicht von Bedeutung unabhängig von der Preisbildung, denn der Kauf oder Verkauf ist bei beiden Varianten im Direkthandel oder an den Börsen mit den Emissionshäusern möglich.
Bei der Preisbildung eines Optionsscheines gibt es eine Vielzahl an wichtigen Faktoren. Zur theoretischen Berechnung werden bestimmte Optionsscheinmodelle genutzt wie das Model von Fischer Black and Myron Scholes. Diese haben unterschiedliche Einflussfaktoren auf den Optionspreis, die in einer wissenschaftlichen Formel zusammengefasst werden. Diese Einflussfaktoren sind:
Neben dem börslichen Handel gibt es auch einen außerbörslichen Handel. Nachdem das Produkt zur persönlichen Strategie ausgesucht wurde, gibt es zwei Möglichkeiten, dieses zu kaufen oder zu verkaufen. Mithilfe der ISIN (International Securities Identification Number) sowie der Wertpapierkennnummer kann der Optionsschein dann direkt beim Emissionshaus (außerbörslich) gekauft oder verkauft werden oder aber traditionell über Aktienbörsen (z. B. EUWAX Stuttgart oder Frankfurt). Beide Möglichkeiten haben natürlich ihre Vor- und Nachteile, die immer genau geprüft werden müssen.
Beim außerbörslichen Handel kann der Anleger über eine Direktbank online nach dem Preis fragen. Der Anleger bekommt dann den aktuell handelbaren Preis angezeigt, den er akzeptieren kann oder nicht. Auch vom Emissionshaus erhält der Anleger ebenso schnell eine Bestätigung, dass die Order ausgeführt wurde. Gegenüber dem Präsenzhandel an der Börse ist hier der Vorteil, dass die Handelszeiten kürzer sind. Die Börsen beschränken den Handel auf die Zeit zwischen 09:00 und 20:00 Uhr. Hingegen ermöglichen die Emissionshäuser den Kauf/Verkauf von 08:00 bis 22:00 Uhr. Dementsprechend kann hier Einfluss auf den Verlauf der US-amerikanischen Börsen sowie deren Einfluss auf die deutschen Aktienmärkte genommen werden. Ein Nachteil des Direkthandels ist jedoch das fehlende Kauflimit. Je nach Marksituation können Anleger keine limitierten Kaufkurse oder auch Verlustbegrenzungen mithilfe von Stop-Loss-Order eingeben. Dabei sind gerade Stop-Loss-Order bei Optionsscheinen sowie bei Knock-out-Produkten essentiell wichtig. Hinzu kommt, dass es für strittige Fälle eben keine Handelsüberwachung gibt.
Über verschieden Aktienbörse wie die Stuttgarter EUWAX oder die Frankfurter Smart-Trading können Anleger Kauf- oder Verkaufsaufträge mit festen Preislimits erteilen. Gerade bei der Erteilung der Stop-Loss-Order ist dies sehr wichtig. In Stuttgart als auch in Frankfurt werden die Aufträge der Anleger ständig durch ein Limit-Kontrollsystem mit den Kursen verglichen, die die Emittenten stellen. Sollten die Kauf-/Verkaufslimits mit den Kursen der Emittenten nicht übereinstimmen, so wird dies dem Makler angezeigt. Der Makler kann dann den Auftrag mit dem Emittentenpreis innerhalb weniger Sekunden zusammenführen, sodass der Handel abgeschlossen wird. Auch die Bank des Anlegers wird sofort über den Auftragsabschluss entsprechend informiert. Anders als bei herkömmlichen Aktien benötigt der Anleger bei Optionsscheinen keinen anderen Anleger, der die Wertpapiere kaufen oder verkaufen möchte. Die Emissionshäuser haben sich bei den Hebelprodukten dazu verpflichtet, immer für die eigenen Wertpapiere Ankaufskurse und Verkaufskurse anzugeben, zu denen die Anleger dann auch handeln können. Im Direkthandel als auch im Börsenhandel geben die Banken die Ordergrößen an, für die das Geschäft garantiert wird. Mithilfe des Best-Price-Prinzips gibt beispielsweise die Stuttgarter EUWAX eine Garantie darauf ab, dass der Auftrag niemals schlechter ausgeführt wird, als zum Emittentenspread.
Die Handelsüberwachung ist ein großer Vorteil der Ordererteilung über eine Börse. Der Handel wird kontrolliert und sollten Auffälligkeiten auftreten, werden die Kursfeststellungen untersucht. Allerdings ist dieser Service nicht kostenfrei. Anleger müssen für diesen Service eine Maklergebühr (Courtage) zahlen, die in der Regel bei 0,8 Promille des Umsatzes (min. 0,75 Euro) liegt. Hier liegt also der große Unterschied zum Direkthandel, bei dem die Courtage entfällt. An einigen Börsen, wie zum Beispiel in Stuttgart, ist die Maklergebühr jedoch auf 12 Euro pro Transaktion begrenzt.