1. Vollautomatisierte Handelssoftware oder Signal-Software
2. Träume vom schnellen Geld dank des Handels mit Binären Optionen
3. Können beim automatischen Trading Kurse mit Algorithmen manipuliert werden?
4. Viele Milliarden durch Handelsprogramme
Binäre Optionen sind derzeit sehr beliebt. Deshalb erobern auch immer mehr Software-Tools den Markt, mit denen viel Geld auf dem automatischen Binäroptionshandel versprochen wird. Diese sogenannten Binäroptionen-Roboter sollen Tradern helfen, ihre Emotionen zu kontrollieren und Zeit einzusparen. Eine eigene Handelsstrategie wird damit einfach umgangen. Doch wem helfen diese Roboter wirklich? Die einen empfinden sie als äußerst nützlich, die anderen stehen ihnen äußerst kritisch gegenüber. Nachstehende Begriffserläuterungen helfen bei der Meinungsfindung:
Zwischen einer vollautomatisierten Handelssoftware und einer Signal-Software muss zuerst einmal unterschieden werden, denn die Erstere führt den Handel mit Binären Optionen selbstständig aus. Die Signal-Software gibt nur Handelsempfehlungen. Trades müssen dann immer noch manuell ausgeführt werden.
Trader mit zu hohen Gewinnen auf längere Zeit, bringen Broker dementsprechend Verluste ein. Wenn nun eine vollautomatische Handelssoftware zu 100 Prozent funktionieren und von vielen Tradern genutzt werden würde, wäre dieses sicherlich nicht zur Freude von Brokern. Da dies nicht in ihrem Interesse steht, wird auch eine entsprechend gut funktionierende Software nicht angeboten werden. Bei einer Signal-Software werden dagegen alle Trades manuell ausgeführt.
Als Expert Advisors – Programme für das automatisierte Handeln – werden Trading Robots angeboten. Diese sind dann vollständig automatisiert und liefern Handelssignale. Die Softwareprogramme überwachen daneben selbständig die Finanzmärkte und analysieren die Handelssignale. Selbst die Umsetzung von vorprogrammierten Strategien ist so machbar. Die Weiterentwicklung solcher Strategien ist dann aber schwerlich möglich, da dieses eine künstliche Intelligenz voraussetzen würde. Doch zumindest könnten Anleger Elemente implementieren, wenn sie beispielsweise nach dem Ladder-System ihre Binären Optionen einbuchen und mit einem Indikator für die Marktvolatilität versehen.
Mit das bekannteste Programm zum automatisierten Binäroptionshandel ist der Real Binary Bot. Es wird von vielen Brokern angeboten und analysiert in Echtzeit. Auch Empfehlungen werden darüber hinaus gegeben. Wenn vom Trader gewünscht, handelt das Programm auch automatisch und nimmt dem Trader auch die Handelsentscheidungen ab. Selbst umfangreiche Marktanalysen sind nicht mehr nötig. Dies erledigt der Real Binary Bot selbst. Umfangreiche Tools, wie zum Beispiel Streaming-Kurse in Echtzeit oder dynamische Kauf-/Verkaufssignalempfehlungen werden zur Verfügung gestellt.
Der Algobit kann Handelssignale generieren und kann ausschließlich bei dem Broker OptionBit genutzt werden. Diese kostenlose Software funktioniert ohne Download. Algobit basiert auf der Trendfolgestrategie, wobei hier auch die Marktvolatilität mit eingeschlossen wird. Trader können hier zwischen zwei Varianten wählen, und zwar zwischen dem vollautomatisierten Traden und der reinen Lieferung der Handelssignale, wobei die Signale in Echtzeit geliefert werden.
Beim OptioNavigator ist die Vorgehensweise ähnlich wie beim Algobit. Oftmals wird die Software von Tradern genutzt, um besser zu kumulieren bzw. eine größere Menge an Kapital entsprechend zu reinvestieren. Die Präferenzen des Handelsaccounts werden dann von der Software übernommen. Dabei ist der Robot-Trend der interne Algorithmus in der Software. Mehr als die Hälfte aller Trades sollen im Gewinn enden, was einer Gesamtrendite von ca. neun Prozent entsprechen würde, bei einer Gewinnausschüttung von 80 Prozent auf jede Position sowie einer rund 55-prozentigen korrekten Vorhersage. Um derartiges zu erreichen, müssten Trader aber auch das entsprechende Kapital einsetzen, das dann am Schluss kumuliert wird. Ob die Software tatsächlich das halten kann, was sie verspricht, kann nicht gesagt werden. Es wird aber davon ausgegangen, dass dies nicht möglich ist.
Auf schnelle Art und Weise viel Geld verdienen. Das interessiert nahezu jeden Trader und mit Hilfe von diversen Versprechungen auf den großen Reichtum werden auch viele Anleger gelenkt, mit einer Handelssoftware sich diesen Traum zu erfüllen. Doch wie immer im Leben, hilft auch eine entsprechende Software nicht, wenn man über gar keine Grundkenntnisse beim Trading verfügt und sich voll und ganz auf ein Programm verlässt.
Das Economy Class Paket für dieses Handelssystem kostet bereits 197 Euro. Ein schnelles Reichwerden ist somit ohne Vorinvestition nicht möglich. Und möchte man gleich das Business- oder First Class Paket bestellen, sind sogar bis zu 749 Euro pro Monat zu entrichten. Schon bei der Anmeldung erfolgt das Einfordern von Zahlungen auf BBM Services Provider Ltd., einer unregulierten Broker Master Options. BinaryPilot arbeitet nach eigener Auskunft zwar mit seriösen Brokern wie beispielsweise Optionsfair oder anyoption zusammen. Daneben zählen aber auch völlig unbekannte oder zumindest nicht regulierte Broker, wie zum Beispiel Beeoptions oder OptionMint dazu.
Hinter dem Projekt95PRO steht ein Finanzsoftware Experte, welcher in der Vergangenheit des Öfteren beim Betrügen ertappt wurde. Trotzdem bietet er nun sein Projekt kostenlos an. Nur ganze 5 Prozent Erfolgsbeteiligung werden vom Anbieter gewünscht. Weitere zu zahlende Gebühren sind nicht ersichtlich. Die Botschaft von Projekt95PRO ist äußerst verlockend: schneller Reichtum durch eine gratis Software. Um nun ganz schnell loslegen zu können, kann sofort mit einer Demoversion begonnen werden. Selbstverständlich auch kostenlos. Kurios ist, dass mit der Demoversion ein Gewinn nach dem anderen eingefahren wird. Die Gewinne sind so exorbitant hoch, dass jeder sofort in den Echtgeldmodus wechseln möchte. Zusätzlich wird man noch von Call-Center Agenten bedrängt, endlich mit echtem Geld zu handeln. Wer dann mit echtem Geld handelt, wird eine böse Überraschung erleben, denn hier werden alles andere als Gewinne eingefahren. Ab da heißt es nur noch Verlust, Verlust, Verlust. Warum ist das so? Natürlich weil die Demoversion ein Fake ist und nur dazu dient, die Trader dazu zu bringen, endlich echtes Geld einzuzahlen.
Der German Binary Robot wird von Norbert Raffl, einem Ex Banker, betrieben. Seine Trading Software ist für 2.400 US Dollar erwerbbar oder als kostenlose Probeversion für einen Monat zu nutzen. Gewinne in gigantischer Höhe werden gleich mit versprochen. Wer nun die Software kaufen möchte, muss sofort im Voraus bezahlen. Erst dann erfolgt eine Weiterführung in den Mitgliederbereich, in dem dann die persönlichen Daten eingegeben werden können. Doch ist man dort angekommen, stellt man schnell fest, dass man auf der Seite des unregulierten Brokers Inside Option gelandet ist. Selbst wer nur eine kostenlose Probeversion ausprobieren wollte, muss dann eine Einzahlung bei einem Broker veranlassen. Somit kann von einer kostenlosen Probeversion gar nicht die Rede sein.
Gerade die unerfahrenen Trader fallen häufig auf Betrüger herein. Deshalb sollten diese Betrugsversuche auch stets öffentlich gemacht werden. Nur so können ähnliche Fälle in Zukunft vermieden werden. Da Veräußerer von Handelssystemen oftmals nach dem gleichen Schema arbeiten, können diese aufgedeckt werden. Wer aber sowieso nüchtern an die Sache herangeht und nicht den großen Gewinnen Glauben schenkt, wird gar nicht erst auf dubiose Broker hereinfallen.
Das High Frequency Trading – Hochfrequenzhandel – bezeichnet eine Sonderform des automatisierten Handels. Merkmale sind dabei die kurzen Haltefristen. Die Hochfrequenzhändler spielen an der Börse eine immer größere Rolle. Diese setzen dabei auf kurzfristige Bewegungen, welche dazu noch massiv gepusht werden. Der Börsencrash von 2015 zeigt die gigantischen Auswirkungen dieses automatisierten Tradings auf die Börse.
Experten sagen, dass Hochfrequenzhändler, Algorithmen und Computer für die China Krise im verantwortlich seien. Damals brach der Dow-Jones-Index um 1000 Punkte ein. Die Volatilitätsindizes VDax und VIX stiegen bis auf 50 Punkte. In so einer Höhe wurden Punkte zuletzt im Jahre 2011 notiert. Damals war die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft worden. Innerhalb kurzer Zeit gerieten zahlreiche Werte ins Schwanken. Man sprach vom Mini-Flash-Crash. Alleine die Apple Aktie stürzte um 13 Prozent ab. Auch General Motors und Ford Aktien fielen. Auslöser für die Krise konnten nicht ausgemacht werden. Weder gab es eine Wirtschaftskrise noch eine Naturkatastrophe. Somit lag es nahe, dass Experten von einem Mitverschulden durch Algorithmen ausgingen.
Über eines sind sich selbst die Experten einig: Hochfrequenzhändler tragen zu Kursschwankungen bei, denn sie arbeiten mit Programmen, welche voll automatisiert Kauf- und Verkaufssignale berechnen und selbst die Order selbstständig ausführen. Doch wenn alle Algotrades gleich programmiert sind, werden die Abwärtsbewegungen verstärkt. Erholen sich die Kurse im Laufe des Tages, wird dieses auch den Hochfrequenzhändlern „angehängt“, denn diese haben die Kurse angeheizt, als sie die fallenden Kurse zum Wiedereinstieg nutzten.
Ist das vollautomatisierte Trading nun eine Chance oder etwa gefährlich? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen, welche breitgefächert sind und sowohl für das Nutzen von automatisierten Tradings stehen wie dagegen. Was für die einen ein Segen ist, steht für anderen als Untergang.
Experten warnen bereits vor zukünftigen Kurseinbrüchen oder Kursanstiegen, welche durch den Hochfrequenzhandel entstehen und mit der realen Wirtschaft absolut nichts zu tun haben werden. Und Gegner des Frequenzhandels sprechen gar von einem staatlich legitimierten Betrug an anderen Marktteilnehmern. Sie fordern von Staat und Finanzmärkten, den Frequenzhandel zeitnah abzulösen. Doch ob dieses wirksam sein würde, bestreiten selbst Experten, denn diese argumentieren damit, dass sich Kursschwankungen durch die bereits vorhandenen staatlichen Interventionen nicht verhindern lassen. Wie das Beispiel China sehr deutlich gezeigt hat.
An der Börse duellieren zwei Gegner. Mensch und Maschine stehen sich gegenüber als ungleiche Gegner. Die Verlierer sind in diesem Fall die Kleinanleger. Automatische Handelsprogramme erzielen dagegen Milliarden. An den Finanzmärkten agieren schon lange die Rechenmaschinen. Denn sie können in einer Geschwindigkeit arbeiten, die Anlegern nicht möglich ist. Die Analyse von riesigen Datenmengen geschieht in Bruchteilen von Sekunden. Rasant werden Positionen geöffnet und wieder geschlossen. Welcher Anleger schafft das auch?
Der Hochfrequenzhandel steht schon seit einiger Zeit in der Kritik von klassischen Investoren. Denn durch deren Arbeit entgehen ihnen selbst viele Chancen. Außer dem zeitlichen Aspekt bieten Handelsprogramme nämlich noch weitere Vorteile. Sie sind im Besitz von gewieften Taktiken, welche sie auch gerne einsetzen. Durch ihre in Millisekunden getätigten Käufe und Verkäufe erschaffen sie ein falsches Bild von Angebot und Nachfrage. Andere Marktteilnehmer werden ganz einfach getäuscht. Umstrittenen Strategien gibt es viele. Hier sind einige beispielhaft aufgeführt:
Mit diesen Taktiken und der hohen Transaktionsdichte generieren Hochfrequenztrader zwar kleine Gewinne, summiert man diese zusammen, entstehen enorm hohe Beträge. Problematisch ist, dass die anderen Marktteilnehmer nun die Leidtragenden sind. Jedoch ist ihnen oftmals gar nicht bewusst, dass sie einen wesentlich besseren Kurs hätten erhalten können, wenn da nicht der Hochfrequenztrader gewesen wäre.
Werden Anleger also übervorteilt? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Studie des CFA Institutes. Hier wurde folgendes Szenario untersucht: Hochfrequenztrader leiten während einer stabilen Marktphase ihre Handelsaktivitäten auf sogenannte Darkpools um, bevor die Preise wieder ansteigen. Infolge dessen geraten Anleger mit limitierten Orders auf die falsche Seite.
Die Hochfrequenzhändler kopieren nun limitierte Positionen, wodurch die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass eine Position auch ausgeführt wird. Überflüssige Positionen können dank des Geschwindigkeitsvorteils gelöscht werden, und zwar noch bevor die Ausführung stattfindet.
In den Jahren 2010 bis 2014 analysierte CFA-Analyst Dr. Svi Rosov die Daten von rund 150 britischen Aktien, Aktien aus den USA und Aktien aus Frankreich. Hierbei fand er Hinweise, dass die Anleger tatsächlich von den Hochfrequenzhändlern übervorteilt wurden. Gerade in den USA konnte das Phänomen deutlich erkannt werden, denn schließlich ist hier der Anteil des außerbörslichen Handels bei stabilen Marktphasen fast doppelt so hoch als wie in volatilen Phasen.