1. Umsetzung der Top-Flop-Strategie
2. Umsetzung der Dividenden-Strategie
3. Umsetzung der Momentum-Strategie
4. Umsetzung der Value-Strategie
Wer in den Aktienhandel einsteigt, braucht eine Strategie. Es existieren unterschiedliche Handelsstrategien, die sich im Laufe der Zeit bewährt haben und mit denen Trader sehr erfolgreich waren und noch heute sind. Allerdings sind diese Handelsstrategien nicht immer leicht zu verstehen oder auch zu befolgen, da sie oftmals einen erhöhen Rechercheaufwand beinhalten. Deshalb werden im Folgenden Strategien vorgestellt, die nicht nur relativ leicht umzusetzen sind, sondern vor allem für Privatanleger geeignet sind, bei denen der Aufwand überschaubar ist.
Mit der Top-Flop-Handelsstrategie ist kein hoher Aufwand verbunden, sodass Anleger diese leicht umsetzen und anwenden können. Bei dieser Strategie kaufen Anleger zu Beginn eines Jahres fünf Aktien aus einem Index. Das könnte beispielsweise der DAX sein, der zahlreiche große Unternehmen, beinhaltet. Hierzu gehören zum Beispiel:
Wichtig ist, dass bei der Auswahl der fünf Aktien nur diejenigen genommen werden, die im letzten Jahr eine schlechte Performance hatten. Das heißt, die Aktien, die am meisten an Wert verloren haben. Warum werden die größten Verlierer ausgewählt? Ganz einfach, weil diese nämlich ein großes Aufholpotenzial haben. Es wird also gehofft, dass die Kurse dieser Aktien wieder steigen. Es wird hier also auf einen sogenannten Turnaround gesetzt.
Das Aktiendepot wird dann am 1. Juli, also nach sechs Monaten, umgeschichtet und es sollten wiederum fünf Aktien aus dem gleichen Index gekauft werden, die die höchsten prozentualen Gewinne im ersten halben Jahr erzielen konnten. Sollten hierunter auch Aktien sein, die bereits im Depot als Verlierer-Aktien enthalten sind, können diese einfach beibehalten werden.
Hinter dieser Strategie steht das sogenannte „Window Dressing“, da Fondsmanager am Ende des Jahres in die Aktien investieren, die die höchsten Gewinne erzielten. Grund hierfür ist, dass die Fondsmanager ihr Portfolio optisch besser aussehen lassen möchten. Wenn der Anleger schon vorher in diese gewinnbringenden Aktien investiert hat, kann dieser die Kursgewinne einfach einstreichen.
Im neuen Jahr sollte der Anleger dann wieder mit dem ersten Schritt beginnen, also fünf Aktien aus einem Index kaufen, die am schlechtesten performed haben. Bei Anwendung dieser Strategie wird das Depot also zweimal im Jahr entsprechend umgeschichtet. Von Vorteil ist zudem, dass Anleger die Performance der Aktien recht leicht ermitteln können, sodass sich diese Handelsstrategie vor allem für Börsenanfänger eignet oder aber für Anleger, die nicht viel Zeit haben und ihr Depot nicht ständig beobachten kann.
Die sogenannte Dividenden-Strategie gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen, jedoch haben sie alle gemeinsam, dass Aktien nicht aufgrund ihrer Kursentwicklung erworben werden, sondern aufgrund der Dividenden-Zahlungen. Im Mittelpunkt stehen also die Dividenden, das heißt, die Gewinne, die an die Aktionäre regelmäßig ausgeschüttet werden. Es wird angenommen, dass Aktiengesellschaft, die Dividenden zahlen und diese auch eine hohe Dividenden-Rendite aufweisen, regelmäßig solide Umsätze machen, sodass sie sich dauerhaft erfolgreich am Markt etablieren können. Dennoch muss man bei dieser Annahme vorsichtig sein, denn Dividenden können im Vergleich zu den Umsätzen auch viel zu hoch sein. Es kam durchaus schon vor, dass Unternehmen Dividenden ausgezahlt haben, um Investoren und Anleger in Bezug auf ihre wirtschaftliche und ökonomische Situation zu täuschen. Allerdings ist auch anzunehmen, dass dies in den meisten Fällen nicht so ist, sodass die Dividenden-Strategie problemlos angewendet werden kann.
Eine der bekanntesten Varianten der Dividenden-Strategie ist die sogenannte Strategie O´Higgins. Ähnlich wie bei der Top-Flop-Strategie werden auch hier wieder Aktien aus einem Index gekauft. Allerdings werden hier nicht fünf, sondern zehn Aktien gekauft. Diese zehn Aktien müssen die höchste Dividenden-Rendite aufweisen. Wiederum müssen dann von diesen zehn Aktien mit den höchsten Dividenden-Renditen die Aktien gekauft werden, die den niedrigsten Aktienkurs haben. Diese Aktien werden dann ein Jahr lang behalten. Zum Jahreswechsel wird dann das Depot bzw. die Zusammensetzung des Depots überprüft und bei Bedarf erfolgt eine Anpassung gemäß dieser Dividenden-Strategie.
Eine weitere Vision der Dividenden-Strategie orientiert sich an Benjamin Graham und nennt sich Top-12-Dividenden. Bei dieser Dividenden-Strategie wird das Depot nicht einmal im Jahr, sondern zweimal im Jahr überprüft und ggf. angepasst, und zwar zum Jahresbeginn und zur Jahresmitte. Es werden hier auch nicht 10, sondern 12 Aktien aus einem Index gekauft. Diese müssen ebenfalls die höchste Dividenden-Rendite aufweisen. Eine Aktie wird nur dann verkauft, wenn sie nicht mehr zu den Aktien mit den höchsten Dividenden-Renditen gehört.
Genau wie die Top-Flop-Strategie eignet sich auch die Dividenden-Strategie für Anleger und Investoren, die nur begrenzt Zeit haben. Zudem eignet sich die Dividenden-Strategie nur für Anleger, die einen langfristigen Anlagenhorizont haben, denn schließlich sieht diese Strategie nur einen Überprüfungstermin im Jahr bei der O´Higgins-Strategie und zwei Überprüfungstermine im Jahr bei der Top-12-Dividenden-Strategie vor. Es muss an dieser Stelle aber auch gesagt werden, dass diese Strategien nicht ohne Risiko sind. Hohe Verluste drohen beispielsweise, wenn es zu einem Börsencrash kommt. Hier sind die Anleger dann bei der Dividenden-Strategie nicht vor Verlusten geschützt. Hinzu kommt das Problem, dass die Dividenden-Zahlungen, auf die diese Dividenden-Strategie ja ausgerichtet ist, erheblich reduziert oder sogar ganz wegfallen können.
Jeder Anleger dürfte die Börsenweisheit „Der Trend ist dein Freund“ (the trend is your friend) bekannt sein. Die Mometum-Strategie basiert auf dieser Börsenweisheit. Es wird also davon ausgegangen, dass eine Aktie, die in der Vergangenheit gut performt hat und Kursgewinne eingebracht hat, auch zukünftig gut laufen wird. Dabei trifft diese Annahme also auch die Momentum-Strategie zu, wenn die Märkte sich generell in einem Aufwärtstrend befinden. Wenn die Märkte stagnieren bzw. es kein bergauf oder bergab gibt, in den sogenannten Seitwärtsphasen kann die Momentum-Strategie nicht angewendet werden bzw. werden dann weniger gute Gewinne generiert.
Die wohl am weitesten verbreitete und auch bekannteste Momentum-Strategie basiert auf Robert Levy bzw. der Theorie der relativen Stärke. Gemäß seiner Theorie werden Aktien, die sich in einem Index befinden, in einem Ranking nach festen Prinzipien geordnet. Betrachtet werden die Aktien bzw. deren Kursentwicklungen der letzten 26 Wochen (ungefähr ein halbes Jahr). Die 26 Wochenschlusskurse einer jeden Aktie werden dann addiert und danach durch die Zahl 26 dividiert. Das Ergebnis ist dann ein Durchschnittskurs. Im nächsten Schritt muss der aktuelle Kurs einer jeden Aktie durch diesen Durchschnittskurs dividiert werden. Sollte ein Wert größer als 1 sein, so kann dies als Signal gewertet werden, eine Aktie zu kaufen.
Es ist aber zu beachten, dass die Aktie bei diesem Handelssignal nicht sofort gekauft wird. Vielmehr muss zunächst der Index geprüft werden. Hier muss dann festgestellt werden, welche Aktie nach der zuvor genannten Rechnung den höchsten Wert zeigt. Es wird dann ein Ranking mit absteigender Reihenfolge erstellt. Nun ist es soweit und die Aktien können gekauft werden. Nach Levy sollten jedoch nur die besten fünf bis sieben Prozent des Rankings gekauft werden. Nehmen wir hier als Beispiel den DAX, so müssten zwei Aktien gekauft werden.
Allerdings endet die Momentum-Strategie noch nicht beim Aktienkauf. Das Ranking muss jede Woche weitergeführt werden. Es muss dann für jede Handelswoche eine neue Berechnung vorgenommen werden. Sollte eine Aktie im Ranking abrutschen, die gekauft wurde, muss diese Aktie verkauft werden, wenn sie ins hintere Drittel des Ranking rutscht. Im Gegenzug muss dann wieder eine Aktie gekauft werden mit der höchsten Platzierung im Ranking.
Grundsätzlich eignet sich die Momentum-Strategie lediglich für Investoren und Anleger, die über ausreichend Börsen-Erfahrung verfügen. Zudem muss in diese Momentum-Strategie auch viel Zeit investiert werden. Die Berechnung des Rankings nicht einfach. Hinzu kommt, dass die Berechnung jede Woche vorgenommen werden muss. Deshalb müssen Anleger unbedingt genug Zeit mitbringen.
Darüber hinaus müssen sich Investoren und Anleger darüber bewusst sein, wenn sie die Momentum-Strategie anwenden möchten, dass im extremsten Fall jede Woche Umschichtungen erforderlich sein können. Derartige Umschichtungen sind auch immer mit Gebühren verbunden, die bei einem kleinen Depot hohe Kosten verursachen können. Außerdem können auch die Kursverluste bei den Aktien unter Umständen hoch sein, bevor diese verkauft werden dürfen. Schließlich müssen die Aktien erst das hintere Drittel des Rankings erreicht haben, bevor diese verkauft werden können. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Momentum-Strategie für Investoren und Privatanleger, die den Aktienhandel nur nebenbei als Hobby betreiben, eher nicht empfehlenswert ist.
Warren Buffet, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Investoren dieser Zeit, handelt mit der sogenannten Value-Strategie. Bei der Value-Strategie geht es um qualitativ hochwertige Aktien, die einen enorm hohen inneren Wert aufweisen. Dies gilt es zu finden und möglichst günstig zu kaufen. Ob eine Aktie gekauft wird, hängst also nicht vom Kurs der Aktie oder Dividenden-Rendite ab, sondern von der Qualität und dem Wert der Aktiengesellschaft. Um die Qualität bzw. den Wert einer Aktiengesellschaft zu ermitteln, wird die Fundamentalanalyse angewendet. Diese spielt hier eine bedeutende Rolle.
Es dürfte jedem Anleger bekannt sein, dass bei der Fundamentalanalyse verschiedene Unternehmenskennzahlen angesehen und anschließend bewertet werden. Hierzu gehören vor allem das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Ebenso muss das Gewinnwachstum als auch die Dividenden-Rendite betrachtet werden. Mithilfe der Unternehmenskennzahlen können erfahrene Anleger sofort sehen, ob die Aktiengesellschaft an der Börse überbewertet oder unterbewertet ist. Eine Gesellschaft ist beispielsweise unterbewertet, wenn sich der Aktienkurs nah am Buchwert der Aktiengesellschaft befindet. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist dann kleiner als 1. Allerdings kommt dies nur selten vor.
Wenn eine Aktie nach der oben genannten Methode gefunden wurde, also eine Aktie, die unterbewertet ist, kann diese gekauft werden. Zudem kann diese Aktie auch lange gehalten werden, denn schließlich ist hier eine langfristige solide Wertsteigerung wichtig. Diese solide Wertsteigerung der Aktiengesellschaft wurde ja bereits durch die fundamentalen Kennzahlen bei der Fundamentalanalyse angedeutet.
Generell gilt die Value-Strategie nach Warren Buffet als eine defensive Handelsstrategie, denn schließlich wird hier nur in Aktiengesellschaft investiert, die einen soliden Hintergrund haben. Aus diesem Grund ist die Value-Strategie vor allem für sicherheitsbewusste Investoren und Anleger geeignet. Allerdings kann die Value-Strategie nicht so einfach angewendet werden, denn schließlich müssen solche Aktiengesellschaften auch erst einmal gefunden werden. Hinzu kommt, dass diese Aktiengesellschaften auch noch unterbewertet sein müssen. Anleger und Investoren müssen also viel Zeit in die Value-Strategie investieren und sich vermutlich um die 100 verschiedene Aktien ansehen, um überhaupt solch ein Unternehmen zu finden. Die Value-Strategie ist also eine der aufwendigsten Handelsstrategien überhaupt.
Bei der sogenannten Saisonalitäten-Strategie nutzen Anleger und Investoren – wie der Name schon sagt – saisonale Muster. Vereinfacht gesagt heißt dies, dass Anleger und Investoren in saisonal starken Zeiten in den Markt einsteigen und in schwachen Zeiten weniger investieren oder sogar ganz aus dem Markt aussteigen. Diese Strategie findet sich auch in einer alten Börsenweisheit wider, die besagt: „Verkaufe im Mai und komme im September zurück.“ („Sell in May und go away but remember to come back in September“). Die Value-Strategie lässt sich also im Grunde auf diese Börsenweisheit zurückführen. In den Sommermonaten eines jeden Jahres ist es auf den Märkten recht ruhig. Hier macht sich auch die Ferienzeit bemerkbar. Die Umsätze nehmen ab und zahlreiche Marktteilnehmer handeln nicht, sondern haben Urlaub. Zum Ende eines jeden Jahres findet dann häufig ein Jahresendrallye statt. In dieser Zeit legen die Märkte meist noch mal kräftig zu und es herrscht Hochbetrieb. Dieses Muster, das im Grunde jedes Jahr wiederkommt, machen sich Investoren und Anleger bei der Saisonalitäten-Strategie dann zunutze.
Zwar klingt die Saisonalitäten-Strategie zunächst sehr einfach, vor allem im Vergleich zu anderen Handelsstrategien, jedoch wird hier nicht gesagt, welche Aktien überhaupt gekauft werden sollen. Aus diesem Grund muss die Saisonalitäten-Strategie immer mit einer weiteren Handelsstrategie, wie zum Beispiel der Value-Strategie kombiniert werden. Geeignet ist die Saisonalitäten-Strategie für Anleger und Investoren mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont. Außerdem benötigen Anleger und Investoren viel Handelserfahrung und müssen auch entsprechend viel Zeit in diese Strategie investieren, was bereits bei der Value-Strategie erläutert wurde.